Depressive Menschen brauchen mehr Psychotherapie

*** Pressemitteilung ***

Kiel, 09.Oktober 2008: "Menschen, die an Depressionen erkrankt sind, brauchen mehr Psychothera­pie", fordert Dipl.-Psych. Juliane Dürkop, Präsidentin der Psychotherapeuten­kammer Schleswig-Holstein (PKSH) zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober. Depressionen gehören zu den Volkskrankheiten in Deutschland. "Depressiv kranke Menschen werden oft gar nicht oder falsch behandelt", kritisierte die PKSH-Präsidentin. Psychotherapie komme in der ambulanten Behandlung von depressiven Störungen zu kurz.Nach Analysen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns befindet sich die Hälfte der Patienten ausschließlich in hausärztlicher Behandlung und erhält keine oder eine ausschließlich medikamentöse Behandlung. Nur jeder 25. Hausarztpatient wird psychotherapeutisch behandelt. "Damit gibt es bei de­pressiven Patienten eine erhebliche Fehl- und Unterversorgung in der ambu­lanten Versorgung", stellt Dürkop fest.

Evidenzbasierte Behandlungsleitlinien empfehlen:

  • Bei akuten leichten bis mittelschweren depressiven Episoden alleinige Psychotherapie oder alternativ Pharmakotherapie,
  • Bei akuten schweren Depressionen eine Kombinationsbehandlung aus medikamentöser Therapie und Psychotherapie,
  • Bei schweren und rezidivierenden sowie chronischen Depressionen, Dysthymie und Double Depression eine Kombinationsbehandlung aus Pharmako- und Psychotherapie vorrangig vor einer alleinigen Psycho- oder Pharmakotherapie.

 Hintergrund: Die Behandlungskosten für affektive Störungen in Deutschland betrugen 2003 ca. 4,3 Milliarden Euro (Statistisches Bundesamt 2004). Durchschnittlich kostete jeder depressive Patient damit jährlich fast 3.900,00 Euro. Diese direkten Kosten betragen nur ein Drittel der Gesamtkosten. Indi­rekte Kosten kommen hinzu. Depressionen zählen z. B. zu den häufigsten Krankheitsursachen für vorzeitige Berentungen. Unter den psychischen Krankheiten zählen Depressionen zudem zu den häufigsten Gründen für Ar­beitsunfähigkeit. Die Gesamtzahl der AU-Tage aufgrund von depressiven Er­krankungen ist in den letzten Jahren stetig angestiegen.  

Ansprechpartner:
Michael Wohlfarth
Geschäftsführer der PKSH
Telefon: 0431 / 66 11 99 22
E-Mail: michael.wohlfarth@pksh.de

pdf PM zum 10.10.2008 Tag der seelischen Gesundheit 73.24 Kb